
Wie viel KI verträgt die Zahntechnik? In einem aktuellen Artikel für die Fachzeitschrift ZWL (OEMUS MEDIA AG) schaue ich etwas genauer auf das Thema und teile hier einige Kerngedanken aus dem Artikel. Die komplette Version des Artikels könnt Ihr hier herunterladen.
KI in der Zahntechnik: Hype, Hoffnung oder Hilfe?
Wird die nächste Generation Zahnersatz von Algorithmen designt? Aktuell entfacht Künstliche Intelligenz (KI) einen regelrechten Wettbewerb in Marketingbroschüren nach dem Motto: „Hauptsache KI oder AI steht drauf!“. Ein Trend, der auch auf der IDS 2025 unübersehbar war. Wer ist auf der IDS (oder davor) nicht über das Akronym „KI“ gestolpert? Es scheint, als gäbe es kaum noch eine Marketingbroschüre oder einen Messestand ohne den Zusatz „AI powered“ oder „Mit künstlicher Intelligenz“. Doch was kann das für die Zahntechnik bedeuten und wie behält man die Kontrolle, während Technologie voranschreitet.
Wie so oft liegen zwischen dem Hype und der Realität Welten – bzw. bei der Technologischen Entwicklung entscheidende Entwicklungsjahre. Zeit für einen nüchternen Blick: Was kann Künstliche Intelligenz heute wirklich für die Zahntechnik leisten, und wohin könnte die Reise gehen? Ist es nur alter Wein in neuen (digitalen) Schläuchen oder steht uns ein fundamentaler Wandel bevor?
Von KI 1.0 zu 2.0: Der Sprung von Automation zur Transformation
Die erste Welle der KI – nennen wir sie pragmatisch KI 1.0 – kennen wir im Grunde schon länger, auch wenn sie nicht immer so prominent gelabelt wurde. Sie hat vor allem bestehende Prozesse automatisiert und vereinfacht:
- Automatische Okklusionsvorschläge im CAD-System
- Zahnformen aus digitalen Bibliotheken
- Intelligente Nesting-Algorithmen in der CAM-Software
Das war hilfreich, keine Frage. Aber erst die jüngsten, rasanten Fortschritte bei intelligenten Systemen (ja, auch die, mit denen man plaudern kann wie ChatGPT) haben die wahre Power von KI ins allgemeine Bewusstsein katapultiert.
Jetzt stehen wir am Beginn von KI 2.0. Hier geht es nicht mehr nur um simple Automation. Basierend auf Deep Learning, Large Language Models und multimodaler KI (die verschiedene Datenarten wie Text, Bild, 3D-Scans verknüpfen kann) erleben wir den Anfang einer echten Transformation. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine beginnen zu verschwimmen – auch wenn die KI heute primär noch ein Werkzeug für Analyse und Automation ist. Vollautonomie? Noch Zukunftsmusik, aber sie spielt schon hörbar lauter.
Sind alle KIs die hellsten „Birnen" auf der Torte? Wohl kaum. Aber die Richtige kann auch der Zahntechnik entscheidende Impulse geben und neue Perspektiven öffnen.
Annett Kieschnick
KI: Vier Trends, die die Zahntechnik von morgen prägen könnten:
Die Möglichkeiten dieser neuen KI-Generation sind vielfältig. Derzeit kristallisieren sich besonders vier Trends heraus, die das Potenzial haben, unseren Arbeitsalltag maßgeblich zu beeinflussen:
- Agentische KI: Systeme, die nicht mehr nur assistieren, sondern proaktiv und zielorientiert Aufgaben planen und ausführen.
- Edge AI: Intelligenz direkt auf dem Gerät, ohne zwingende Cloud-Anbindung. Das bedeutet weniger Latenz, mehr Datenschutz und Funktion auch offline.
- Multimodale KI: Sie kann Daten aus Röntgenbildern, Intraoralscans, Fotos und Patientenakten zu einem kohärenten Gesamtbild zusammenfügen und interpretieren.
- Reasoning Models: KI, die nicht nur Muster erkennt, sondern komplexe Probleme logisch lösen kann – etwa bei der Abwägung von Werkstoffauswahl, Funktion, Ästhetik und Materialstärken.
Das klingt abstrakt? Ist es aber nicht. ZT Carsten Fischer aus Frankfurt nutzt beispielsweise schon heute „Matisse AI“, eine KI, die auf Basis von Fotos Schichtrezepte für Keramik generiert. Sein Urteil: „Die hohe Trefferquote haut mich wirklich um!“
KI in der Zahntechnik: Und was bleibt?
Die KI wird unser Handwerk verändern, daran führt kein Weg vorbei. Die spannende Frage ist nicht ob, sondern wie wir diese Werkzeuge intelligent einsetzen, um unsere Expertise zu erweitern und die Kontrolle zu behalten. Es geht um die Symbiose zwischen menschlicher Erfahrung und maschineller Präzision.
Und die Zeit? Immer schneller!
Die KI wird unser Handwerk verändern, daran führt kein Weg vorbei. Die spannende Frage ist nicht ob, sondern wie wir diese Werkzeuge intelligent einsetzen, um unsere Expertise zu erweitern und die Kontrolle zu behalten. Es geht um die Symbiose zwischen menschlicher Erfahrung und maschineller Präzision.
Dieser Beitrag kratzt nur an der Oberfläche. Den gesamten Artikel „Beyond Zahntechnik – reloaded: Die KI-Edition, Teil 1: Wie viel KI verträgt die Zahntechnik?“ aus der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor 2/2025 (OEMUS MEDIA AG) mit allen Details und Hintergründen könnt Ihr hier als PDF herunterladen:
Im nächsten Teil der ZWL-Serie „Beyond Zahntechnik – reloaded: Die KI-Edition“ geht es dann um die spannende Frage: Was bleibt für uns Zahntechnikerinnen und Zahntechniker, wenn die KI immer mehr Aufgaben übernimmt?