Partnerschaft mit KI
In letzter Zeit werde ich oft gefragt, ob bzw. wie Künstliche Intelligenz (KI) in Form von Textgeneratoren meine Arbeitsweise beeinflusst. Ja, sie hat definitiv eine Veränderung bewirkt. Für die Zahntechnik-Zeitung (OEMUS Verlag) habe ich meine Gedanken dazu in einem Statement zusammengefasst (Erstveröffentlichung Mai 2023).
Balance zwischen menschlicher Kreativität und Maschinen-Effizienz
In der Theorie kann ein KI-Textgenerator alles schreiben, wenn ich nur die richtigen Eingabeaufforderungen, sogenannte Prompts, parat habe. In der Praxis ist mir der Erhalt meines individuellen Schreibstils wichtig.
Die Situation ist vergleichbar mit dem CAD/CAM-Fräsen einer Keramikkrone. Wir können uns von der Software fast vollautomatisch eine Krone entwerfen lassen, dann einfach das Material einspannen, fräsen und fertig. Oder wir können die Krone mit Unterstützung der Software konstruieren und dabei auf kleine und große Details achten, die einer Krone – natürlich schön – ihre individuelle Note geben. Nach dem Fräsen kann diese Individualität intensiviert werden. Beide Methoden ergeben eine Krone, die einem Patienten in den Mund eingegliedert werden kann. Beide Vorgehensweisen haben ihre Berechtigung. Dasselbe gilt für KI-generierte Texte. Ich könnte theoretisch einen Textgenerator verwenden, um einen Text zu erzeugen, für den ich nur einen Mausklick machen muss. Praktisch jedoch kann ich mir zunächst Zeit für die wichtige Recherche nehmen, über kraftvolle Prompts nachdenken, am Text feilen, meine eigenen Formulierungen und Gedanken einbringen und so weiter. Auch hier haben beide Ansätze ihre Berechtigung. Meine Vorgehensweise mag vielleicht einen Umweg darstellen, aber sie erfüllt mich mit Zufriedenheit und entspricht meiner Identität als Fachjournalistin und Autorin. Es geht nicht nur um einen Text oder eine Krone, sondern um Feinheiten, Qualitätsanspruch und persönliche Nuancen.
In einer Welt der KI-generierten Texte liegt wahre Meisterschaft darin, individuelle Feinheiten, die persönliche Note und den gewohnten Qualitätsanspruch einzubringen.
KI-Textgeneratoren und das Dilemma der Wortflut
Ich beschäftige mich schon lange – auch vor dem Knall, der durch den Aufstieg von ChatGPT ausgelöst wurde – mit KI-Texten. Doch ist das Texten nur ein Teil meiner täglichen Arbeit. Überraschenderweise, und hier ist der Punkt, der oft übersehen wird, besteht mein Arbeitsalltag zu mehr als 70 % aus organisatorischen Aufgaben: Recherche, Analyse, Telefonate, Planung, Kreativarbeit, Netzwerkarbeit, E-Mails, Weiterbildung, strategische Konzeptionen, Pflege von Kontakten etc. Letztlich ist es nicht das Schreiben eines Artikels (sichtbarer Output meiner Arbeit), das den größten Teil meiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt, sondern das Drumherum (der Input). Die Wahrheit ist, das Schreiben ist oft der kleine Teil – vielmehr ist es das Jonglieren mit all den anderen Bausteinen, die den Hauptteil meiner Zeit einnehmen.
Technologien, wie KI-Textgeneratoren erleichtern definitiv meinen Alltag. Und ja, sie haben eine Veränderung meiner Arbeit bewirkt. Und manchmal fühle auch ich mich ein wenig von der Geschwindigkeit der Entwicklung überrumpelt. Doch ich denke, es ist wichtig, die neuen Technologien anzunehmen und für sich selbst den passenden Weg zu finden. Denn am Ende des Tages sind wir nicht „nur“ Fachjournalisten/-innen oder Zahntechniker/innen, sondern vor allem Menschen. Und als solche sollten wir einen Weg finden, digitale Werkzeuge in einer Weise zu nutzen, die uns hilft, effizient zu sein, ohne unsere Menschlichkeit und unsere einzigartige Stimme zu verlieren.
Mit KI-Technologien werden Wörter schnell zu einem Text aneinandergereiht. Die Möglichkeiten führen zu einer Flut von Texten. Um hier wirklich herauszustechen, muss der Text durch eine einzigartige Perspektive oder einen besonderen Einblick bereichert werden. Während KI-Textgeneratoren sehr gut darin sind, routinemäßige und strukturierte Inhalte zu erstellen, ist Originalität, Kreativität und eine persönliche Note etwas, das der Mensch leisten muss.
Für jeden, der mit Texten informieren will, wächst die Herausforderung, Originalität und Relevanz in einer Welt zu bewahren, die von maschinengenerierten Texten überflutet wird.
KI-Textgeneratoren sind kraftvolle Werkzeuge, ähnlich wie die CAD/CAM-Maschine im Dentallabor. Es liegt an uns, wie wir sie einsetzen und in unsere Arbeit integrieren. Ich glaube daran, eine Balance zwischen Effizienz und Personalisierung zu wahren. KI wird zweifellos einen großen Einfluss auf unsere Zukunft haben, genau wie sie es bereits auf unsere Gegenwart hat. Aber inmitten all der technologischen Fortschritte und der Möglichkeit, Arbeitsabläufe zu automatisieren, dürfen wir nicht vergessen, dass die persönliche Note, die wir in unsere Arbeit einbringen, das ist, was uns einzigartig und unersetzlich macht. Deshalb ist für mich aktuell entscheidend, meine eigene Stimme in meinen Texten (egal ob KI-basiert oder nicht) zu bewahren, denn es ist meine individuelle Handschrift.
Klar ist, wir können nicht sagen, was uns erwartet – aber war das jemals anders? Und klar ist, wir wissen nicht, was morgen kommt – doch war das Wissen um das Morgen nicht schon immer ein Geheimnis?