Zahnersatz und die orale Heimat

Ein Workshop des Dentista e.V. mit Jürg Stuck

Gleich zwei Tage in Folge war ZTM Jürg Stuck Referent eines Dentista-Tagesseminars zum Thema „Zahnersatz und die orale Heimat“. Anfang März 2018 kamen fast 30 Teilnehmer nach Thüringen, um sich in den modernen Fortbildungsräumen des Dentallabors Grüttner (Pößneck) intensiv mit der prothetischen Behandlungsplanung auseinanderzusetzen – ein klassisches Schnittstellenthema. Ganz im Sinne des Dentista e.V. war die Teilnehmerstruktur entsprechend heterogen. Sowohl Zahnärzte/innen und Zahntechniker/innen waren anwesend. Teilweise sind prothetische Arbeitsteams gemeinsam angereist.

Über die Machbarkeit eines Zahnersatzes

Zu einem guten Ende gehört ein solider Anfang! ZTM Jürg Stuck arbeitet seit Jahrzehnten erfolgreich nach diesem Credo. Im Mittelpunkt des Seminars standen die Kooperation und Kommunikation zwischen Zahnarzt, Patient und Zahntechniker. Der erfahrene Referent schilderte seine Vorgehensweise und die Aspekte der zahntechnischen Analyse: Gesichtsanalyse, Sprachanalyse, Sprechmotorik, Modellanalyse, Zahnersatzanalyse, Fotostatus, Modellpositionierung über Plane-Finder, Kommunikation etc. Obere Prämisse hierbei ist die Zusammenarbeit mit dem Patienten. Daher haben an diesem Seminar auch Patienten teilgenommen. Sie waren dankenswerterweise dazu bereit, dass der Referent anhand ihrer dentalen Problematik sein Vorgehen darstellt. Mit einfachen Mitteln und einer logischen Abfolge von zahntechnisch-diagnostischen Arbeitsschritten beurteilte Jürg Stuck die Machbarkeit eines Zahnersatzes.

Workshop des Dentista e.V.
Referent ZTM Jürg Stuck demonstrierte den Teilnehmern zahlreiche Details seines Vorgehens.

Die orale Heimat

Ziel des Seminars war es, den Beginn der Behandlungsplanung umzudrehen. Dies bedeutet, dass zuerst die orale Heimat eines Patienten mit physischen Hilfsmittel analysiert wird und das prothetische Arbeitsteam so erfährt, welche Ausdehnung der neue Zahnersatz haben sollte. „Die orale Heimat ist die, die man nicht spürt“, so der Referent. Beeindruckend war die Darstellung der vielen Möglichkeiten, bereits extraoral zahlreiche Informationen zu sammeln. ZTM Jürg Stuck: „Um die Ausgangssituation realistisch einschätzen zu können, muss die angestrebte Situation physisch erarbeitet und vom Patienten sensorisch getestet werden. Nur so erhalten wir individuelle Informationen dazu, wo sich die orale Heimat befindet und welche Dimensionsveränderungen für den Zahnersatz möglich sind.“ Von der Gesichts-, Sprach- und Modellanalyse bis zur Mock-up-Modellation – gemeinsam wurden zahlreiche Aspekte diskutiert. Der Referent verdeutlichte u. a., wie wichtig die Berücksichtigung der Lautbildung ist und erläuterte, warum ein Mock-up zur Kontrolle des Sprachmusters unentbehrlich ist. Eindringlich machte er darauf aufmerksam, dass bei der Vielzahl ästhetischer Analysen die skelettale Klasse des Patienten nicht vergessen werden darf. „Mein Konzept heißt: Patient!“ Mit bewusster Redundanz verwies er darauf, nicht nur in der Angle-Klasse 1 zu denken, denn dies berge die Gefahr, den Patienten womöglich in eine unphysiologische Position zu „zwängen“.

Eindringlich machte Jürg Stuck darauf aufmerksam, dass bei der Vielzahl ästhetischer Analysen die skelettale Klasse des Patienten nicht vergessen werden darf. „Mein Konzept heißt: Patient!“

Informationen sammeln

Die intensive Auseinandersetzung mit Physiognomie, Mimik und Sprachmotorik ließen die Planung eines Zahnersatzes in einem neuen Blickwinkel erscheinen. Der Referent sensibilisierte für die Relevanz einer ganzheitlichen Betrachtung und für die Individualität eines jeden Patienten. „Die orale Heimat ist von der Wahrnehmung des Menschen abhängig.“ Jürg Stuck beeindruckte mit fundierter Erfahrung, ausgezeichneter Didaktik sowie einer ruhigen, eloquenten Art der Wissensvermittlung.

Gemeinsames „Auslesen“ von Modellinformationen

Was bleibt!

Die wunderbare Thüringer Gastfreundschaft vom Team rund um ZTM Maxi Grüttner lud zum Wohlfühlen ein. Die kollegiale, heitere Stimmung des Seminars ergänzte die Fachinformationen perfekt – eine rundum gelungene Dentista e.V. Schnittstellen-Veranstaltung für das prothetische Arbeitsteam!

Das Vorgehen von Jürg Stuck bietet die Möglichkeit einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Zahnarzt und Zahntechniker, in die beide ihre jeweiligen Kenntnisse und Erfahrungen einbringen – im Sinne des Patienten! Der intensive Austausch während des Workshops war für alle wert- und nachhaltig. Ob die tägliche Arbeit in Praxis und Labor oder das Hinterfragen bestehender Ansätze, es wurde intensiv diskutiert. Wie so oft bei Dentista-Fortbildungen waren es der konstruktive Austausch, die empathische Kommunikation und das entspannte Wohlfühlen in freundschaftlicher Atmosphäre, was diesen Workshop auszeichnete.

Annett Kieschnick, Berlin