Picasso-Prinzip – ein Workshop in Bad Aibling
Das Picasso-Prinzip in der Vollkeramik – ZTM Jan-Holger Bellmann reduziert die Schichtung von Keramikmassen auf ein Minimum und erzielt dennoch das bestmögliche ästhetische Ergebnis. Bei einem Workshop in der Dentalmanufaktur Norbert Delly demonstrierte er seine Technik, die weltweit immer mehr Zahntechnikerinnen und Zahntechniker begeistert. Ein Bericht über die Synthese von scheinbar Unvereinbarem und die Faszination der keramischen Schichttechnik. Veröffentlicht in der Quintessenz Zahntechnik (Dezember 2024).
Was verbirgt sich hinter dem Picasso-Prinzip? Die Technik reduziert die Schichtung von Keramikmassen auf ein Minimum und erzielt dennoch das bestmögliche ästhetische Ergebnis – unter allen Lichtverhältnissen. Etwa 95 Prozent aller natürlichen Zahnfarben lassen sich mit dieser Methode imitieren. Für die restlichen 5 % kommt die Internal-Stain-Technik zum Einsatz, mit der feinste Nuancen reproduziert werden können. Kuraray Noritake ist ein wichtiger Akteur in der Etablierung der Internal-Stain-Technik. Bekannte japanische Zahntechnikermeister wie Hitoshi Aoshima haben die Technik bis ins kleinste Detail verfeinert und wertvollen Input für die Produktentwicklung geliefert. Auch Jan-Holger Bellmann schätzt das Potenzial der Internal-Stain-Technik. Als „Picasso“ der Vollkeramik weiß er aber auch, dass es nicht allein auf Technik und Material ankommt, sondern auf die Kombination und den kreativen Umgang damit. Es ist die Balance aus Wissen, Können und Liebe zum Detail.
Beim Kurs entstanden Restaurationen, die in ihrer Natürlichkeit kaum zu übertreffen sind.
Bild: Jan-Holger Bellmann
Einblick in den Picasso-Kurs
Die Dentalmanufaktur Norbert Delly in Bad Aibling bot das passende Ambiente für den Expertenkurs. Hier wird eine Zahntechnik gelebt, bei der digitale Technologien dazugehören, aber der Mensch und der persönliche Austausch im Vordergrund stehen. Wie beim „Picasso-Prinzip“ eröffnet die Synthese von scheinbar Unvereinbarem neue Perspektiven. Der Workshop zeigte, wie in der Vollkeramik das Spiel zwischen Opazität und Opaleszenz, zwischen Licht und Schatten sowie zwischen Textur und Glanz die ästhetische Wirkung keramischer Restaurationen beeinflusst. Es sind die Gegensätze, die den Unterschied ausmachen und die Grundlage für ein gelungenes Ergebnis bilden.
Pablo Picasso war bekannt für seine Fähigkeit, komplexe Formen auf einfache Strukturen zu reduzieren.
Diese Vorgehensweise inspirierte Jan-Holger Bellmann dazu, den Aufbau natürlicher Zähne genau zu analysieren und in vereinfachte Grundformen zu zerlegen. So gelingt es ihm, natürliche Zähne auf verblüffend einfache und zugleich präzise Weise zu imitieren. Seine Arbeiten variieren in ihrem Detailreichtum – von einfachen Schichtungen bis hin zu komplexen Internal-Stain-Techniken. Sein Ansatz ist jedoch immer darauf ausgerichtet, praktikable und leicht anwendbare Lösungen zu finden.
Die Welt ist voll davon – Farben. Sie machen die Natur anschaulich und das Leben bunt!
Einblicke in das Konzept
Farbe entsteht durch einen subjektiven Sinneseindruck, ausgelöst durch das Sehsystem bzw. die Reaktion auf einen Sinnesreiz. Sprichwörtlich: „Das liegt im Auge des Betrachters.“ Keine befriedigende Aussage für das Arbeitsteam und den Patienten, der eine neue Frontzahnkrone bekommt. Nun gibt es verschiedene Konzepte und Systeme, mit denen Zahnfarbe messbar gemacht werden soll. Häufig wird jedoch der farbliche Einfluss von opaleszierenden Schmelzmassen unterschätzt. Opaleszenz ist ein wesentlicher Punkt der keramischen Schichtung. Viele Messsysteme helfen bei der Interpretation der Zahnfarbe, unterscheiden aber nicht zwischen unterschiedlichen Schichtdicken, Lichteinfallswinkeln, Reflexionen oder der Lichtdynamik des Schmelzes. Beim Picasso-Prinzip wird im Schmelzbereich nur mit einer Opal-Transpa-Masse geschichtet [Bellmann J-H, Seubert G. Quintessenz Zahntechnik, Ausgabe 1, 2023].
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