Mensch, Mensch, Mensch …

Der 3-D-Druck macht Druck. Das CAD/CAM-Fräsen ist Normalität. Die Kommunikation mit Kunden erfolgt online. Social Media lockt zum Austausch. Über die Website erreicht das Dentallabor plötzlich die Öffentlichkeit. Patienten-Plattformen geben der Zahntechnik ein Gesicht … Mensch, Mensch, Mensch. Wer hätte das gedacht? Das ist also der Weg in die Digitalisierung. Und während mit dem Einzug von CAD/CAM einst viele Zahntechniker um ihren Job bangten, müssen Laborinhaber heute fürchten, dass bald keiner mehr die Maschinen bedient. Verrückte Welt. Mehr denn je steht bei der Digitalisierungswelle der Mensch im Mittelpunkt.

Starre Strukturen lösen sich auf

Gut ausgebildete Fachkräfte sind Mangelware. Personalberater ziehen immer neue Mitarbeiter-Goodies aus ihrer Anzugtasche. Materielle Anreize: Fehlanzeige. Wöchentlicher Obstkorb für das Labor: Normalität. Team-Ausflug am Wochenende: Mehr Pflicht als Freude.Im Zeitalter der Digitalisierung besinnen sich Menschen (insbesondere die „Digital Natives“) auf andere Werte und sind anspruchsvoller. Sie möchten stolz sein auf ihre Arbeit, Sinn stiften und sich davon ernähren können. Aber vor allem möchten sie Beruf und Privatleben voneinander trennen und wünschen sich Flexibilität. Starre Strukturen scheinen langfristig nicht zu funktionieren.

Letzte Dinosaurier?

Und während eine neue Generation von Arbeitnehmern erste Schritte im Berufsleben macht, kämpfen viele Laborinhaber noch an anderen Fronten, z. B. bei der Investitionsentscheidung für einen 3-D-Drucker. Lohnt sich der Kauf? Der 3-D-Drucker steht wie ein Synonym für die zunehmende Digitalisierung in Dentallaboren. Glaubt man Fachmedien, hat fast jedes Labor einen eigenen Drucker. „Nur wir sind scheinbar die letzten Dinosaurier“, denken viele beim Lesen von Fachzeitschriften. Aber wo steht der 3D-Druck wirklich?

Momentaufnahme 3D-Druck

Eine ausdrucksstarke Momentaufnahme zu aktuellen Trends bietet der „Gartner Hype Cycle“. Bei der Trendstudie wird die Aufmerksamkeit für eine bestimmte Technologie (z. B. 3-D-Druck) imKontext zum zeitlichen Verlauf gestellt. Der Hype Cycle wird in vier Zyklen unterteilt. Zum Zeitpunkt des „Peak of inflated Expectations“ (Gipfel der überzogenen Erwartungen) wird das Thema angeheizt und mit hochgeschraubtem Enthusiasmus werden Erwartungen geschürt. Danach folgen die „Periode der Enttäuschung“ (Trough of Disillusionment) und der „Pfad der Erleuchtung“ (Slope of Enlightenment), indem das öffentliche Interesse zwar abgenommen hat, aber die Technologie weiterentwickelt wird. Auf dem „Plateau der Pro- duktivität“ (Plateau of Productivity) ist die Technologie anerkannt und reift aus. Diesem Hype Cycle folgt auch der 3-D-Druck.

Die Gartner-Analyse 2014 hat dem 3-D-Druck bis zur vollständigen Akzeptanz etwa 10 bis 15 Jahre vorausgesagt. In der Analyse 2017 geht Gartner davon aus, dass bis 2020 etwa 10 Prozent der Industrie- betriebe die 3-D-Druck-Technologien in ihre Fertigung integrieren und 30 Prozent der medizinischen Implantate und Geräte aus dem Drucker stammen. Gartner sagt auch, dass auf die herkömmliche Fertigung keineswegs verzichtet, sondern diese um den 3-D-Druck ergänzt wird.

Flexibilität gefragt

Und noch eine interessante These der Analyse: Automatisierte 3-D-Drucksysteme werden anspruchsvoller. Viele der älteren vorprogrammierten Automatisierungen werden durch die neue Generation der intelligenten Automatisierung ersetzt. Der Druckprozess überwacht sich selbst und/oder korrigiert den Prozess, sobald Probleme auftreten. Die „intelligente Automa- tisierung“ – eine neue Generation – setzt auf eine hohe Flexibilität, die laut Gartner langfristig besser geeignet scheint als starre Ansätze.Wer hätte das gedacht! Die neue Generation der Zahntechniker und 3-D-Drucker haben sehr viel gemeinsam. Mensch, Mensch, Mensch …

Erst-Veröffentlichung: digital dentistry, 3/2018