Einblicke in einige Vorträge
Das Sachverständnis des Zahntechnikers ist trotz aller Digitalisierung unverzichtbar: So der Tenor des 3. Straumann Forum Zahntechnik (23. September 2016).
„Ein guter Zahnersatz wird erst durch das klinische Einsetzen zur gelungenen Restauration."
Oberflächenbearbeitung
Bezüglich der Herstellung eines Zirkonoxid-Gerüstes mahnte er: „Jede Bearbeitung zieht einen Defekt der Oberfläche nach sich und kann eine Rissbildung auslösen.“ Der Referent empfahl, die Zirkonoxid-Oberfläche nur schwach und mit geringem Strahldruck anzurauen (50µm bei 1,5-2 bar).
Gerüsteinprobe
Erfolgt eine Gerüsteinprobe, sollten Mittel wie Silikonöl oder Vaseline vermieden werden. Vorzuziehen seien Materialien auf Wasserbasis, wie zum Beispiel Glyzerin-Gel oder Try-in-Pasten.
Oberflächen-Reinigung
Der Referent verwies darauf, dass z.B. Säure basisches Amin blockieren kann. Alkohol wiederum kann zur Dehydration (Tubuli) führen. Prof. Rosentritt riet dazu, Wasserdampf oder Ultraschall mit Alkohol zur Entfettung anzuwenden. Keramische Massen können gut mit Phosphorsäure gereinigt werden. Für Zirkonoxid-Oberflächen empfahl er einen Spezialreiniger, da Phosphorsäure den nachfolgenden MDP-Primer stören kann.
Übersichtsgrafik zur Befestigungsstrategie. Material, Mittel und Methode.
© M. Rosentritt, UKR
Konditionierung
Der Referent stellte die chemischen Prozesse von Primer und Bonding dar und plädierte dafür, immer in einer Produktkette zu bleiben. Für Zirkonoxid empfahl er MDP-Primer. Alternativ könne die Oberfläche glasiert und anschließend geätzt werden. „Aber Achtung: Nicht alle Sprühglasuren sind ätzbar“, betonte er.
Befestigung
Zu den Anforderungen an ein optimales Befestigungsmaterial zählen Stabilität, Haftung, Versiegelung und optimale Kraftverteilung. Welche Materialien werden zementiert und welche adhäsiv eingesetzt? Hier empfiehlt Prof. Rosentritt ein empirisches Vorgehen. Materialien mit einer Festigkeit ab 350 MPa können aufgrund der hohen Eigenstabilität konventionell zementiert werden. Schwächere Materialien müssen adhäsiv verklebt werden. Entscheidend für die Qualität der Befestigung ist aber immer eine angepasste Präparation. Am Ende seines Vortrags visualisierte der Referent seine Ausführungen anhand einer aussagekräftigen Grafik, die in Form eines Kreisverkehrs die optimale Vorgehensweise darstellt.
Weitere interessante Details aus Vorträgen
Online-Voting: Effizienz durch Digitalisierung!
Dr. Kay Vietor (Langen) widmete sich u.a. der hohen Effizienz der Digitalisierung. Bei einem Online-Voting stellte er dem Auditorium die Frage: „Wie wirkt sich die Digitalisierung in Ihrem Laboralltag aus?“ 84 Prozent antworteten, dass zusätzlich zur optimierten Materialauswahl die Effizienzsteigerung im Fokus stehe. Dies deckt sich laut Referenten mit einer Studie der Gruppe Sailer I., Benic G., Fehmer V., Hämmerle CHF, welche besagt, dass der größte Teil der Effizienzsteigerung im zahntechnischen Labor stattfinde.
Mensch denkt – Maschine lenkt
ZTM Jochen Peters (Kleinmeinsdorf) hielt einen wachrüttelnden Vortrag. Mit provozierenden Aussagen mahnte er an den Sachverstand des Zahntechnikers bezüglich okklusaler Konzepte und gnathologischer Zusammenhänge. Er warnte davor, sich von der CAD-Software „vorgaukeln“ zu lassen, mit wenigen Mausklicks sofort die perfekte Lösung parat zu haben.
Livedemonstration von ZTM Jochen Peters: Der „Okklusale Kompass“ ist das Navigationssystem bei der gnathologischen CAD-Gestaltung der Kauffläche.
Getragen von fundiertem Fachwissen und hoher Überzeugungskraft sensibilisierte er dafür, funktionelle Gesetzmäßigkeiten nicht zu vergessen. Seinen unverhohlenen Ausführungen in der theoretischen Session folge eine Livedemonstration. Die digitale Konstruktion einer Kauffläche. Fazit: Der okklusale Kompass mit dem internationalen Farbcode nach Prof. Lauritzen ist ein wichtiges Navigationsinstrument bei der CAD-Gestaltung von Kauflächen.