Forum Zahntechnik – Erfolgskonzept: Spezialistenwissen

Einblicke in einige Vorträge

Das Sachverständnis des Zahntechnikers ist trotz aller Digitalisierung unverzichtbar: So der Tenor des 3. Straumann Forum Zahntechnik (23. September 2016).

Zahntechniker brauchen klinisches Verständnis und müssen sich auf die Verarbeitung vieler Materialien einstellen. Prof. Dr. Martin Rosentritt (Regensburg) sprach zum Thema: „Richtig befestigen – wissenschaftliche Hintergründe als Erfolgskonzept“. Er vermochte es, die schwierige Materie der Werkstoffkunde populär und verständlich zu vermitteln. Er nahm das Auditorium mit auf den Kreislauf Material, Bearbeitung, Reinigung, Konditionierung und Befestigung.
„Ein guter Zahnersatz wird erst durch das klinische Einsetzen zur gelungenen Restauration."
Prof. Martin Rosentritt

Oberflächenbearbeitung

Bezüglich der Herstellung eines Zirkonoxid-Gerüstes mahnte er: „Jede Bearbeitung zieht einen Defekt der Oberfläche nach sich und kann eine Rissbildung auslösen.“ Der Referent empfahl, die Zirkonoxid-Oberfläche nur schwach und mit geringem Strahldruck anzurauen (50µm bei 1,5-2 bar).

Gerüsteinprobe

Erfolgt eine Gerüsteinprobe, sollten Mittel wie Silikonöl oder Vaseline vermieden werden. Vorzuziehen seien Materialien auf Wasserbasis, wie zum Beispiel Glyzerin-Gel oder Try-in-Pasten.

Oberflächen-Reinigung

Der Referent verwies darauf, dass z.B. Säure basisches Amin blockieren kann. Alkohol wiederum kann zur Dehydration (Tubuli) führen. Prof. Rosentritt riet dazu, Wasserdampf oder Ultraschall mit Alkohol zur Entfettung anzuwenden. Keramische Massen können gut mit Phosphorsäure gereinigt werden. Für Zirkonoxid-Oberflächen empfahl er einen Spezialreiniger, da Phosphorsäure den nachfolgenden MDP-Primer stören kann.

Übersichtsgrafik zur Befestigungsstrategie. Material, Mittel und Methode.

© M. Rosentritt, UKR

Konditionierung

Der Referent stellte die chemischen Prozesse von Primer und Bonding dar und plädierte dafür, immer in einer Produktkette zu bleiben. Für Zirkonoxid empfahl er MDP-Primer. Alternativ könne die Oberfläche glasiert und anschließend geätzt werden. „Aber Achtung: Nicht alle Sprühglasuren sind ätzbar“, betonte er.

Befestigung

Zu den Anforderungen an ein optimales Befestigungsmaterial zählen Stabilität, Haftung, Versiegelung und optimale Kraftverteilung. Welche Materialien werden zementiert und welche adhäsiv eingesetzt? Hier empfiehlt Prof. Rosentritt ein empirisches Vorgehen. Materialien mit einer Festigkeit ab 350 MPa können aufgrund der hohen Eigenstabilität konventionell zementiert werden. Schwächere Materialien müssen adhäsiv verklebt werden. Entscheidend für die Qualität der Befestigung ist aber immer eine angepasste Präparation. Am Ende seines Vortrags visualisierte der Referent seine Ausführungen anhand einer aussagekräftigen Grafik, die in Form eines Kreisverkehrs die optimale Vorgehensweise darstellt.

Weitere interessante Details aus Vorträgen

Online-Voting: Effizienz durch Digitalisierung!

Dr. Kay Vietor (Langen) widmete sich u.a. der hohen Effizienz der Digitalisierung. Bei einem Online-Voting stellte er dem Auditorium die Frage: „Wie wirkt sich die Digitalisierung in Ihrem Laboralltag aus?“ 84 Prozent antworteten, dass zusätzlich zur optimierten Materialauswahl die Effizienzsteigerung im Fokus stehe. Dies deckt sich laut Referenten mit einer Studie der Gruppe Sailer I., Benic G., Fehmer V., Hämmerle CHF, welche besagt, dass der größte Teil der Effizienzsteigerung im zahntechnischen Labor stattfinde.

Mensch denkt – Maschine lenkt

ZTM Jochen Peters (Kleinmeinsdorf) hielt einen wachrüttelnden Vortrag. Mit provozierenden Aussagen mahnte er an den Sachverstand des Zahntechnikers bezüglich okklusaler Konzepte und gnathologischer Zusammenhänge. Er warnte davor, sich von der CAD-Software „vorgaukeln“ zu lassen, mit wenigen Mausklicks sofort die perfekte Lösung parat zu haben.

Livedemonstration von ZTM Jochen Peters: Der „Okklusale Kompass“ ist das Navigationssystem bei der gnathologischen CAD-Gestaltung der Kauffläche.

Getragen von fundiertem Fachwissen und hoher Überzeugungskraft sensibilisierte er dafür, funktionelle Gesetzmäßigkeiten nicht zu vergessen. Seinen unverhohlenen Ausführungen in der theoretischen Session folge eine Livedemonstration. Die digitale Konstruktion einer Kauffläche. Fazit: Der okklusale Kompass mit dem internationalen Farbcode nach Prof. Lauritzen ist ein wichtiges Navigationsinstrument bei der CAD-Gestaltung von Kauflächen.

„Wir arbeiten mit Materialien, die eine Vickershärte haben, die sieben- bis achtmal so fest ist wie der natürliche Zahnschmelz.“
ZTM Jochen Peters