Das Jahr fing gut an: Der 6. Dental-Gipfel

Der Schnittstellenkongress von Dental Balance zum Jahresanfang

Der Dental-Gipfel hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Veranstaltung entwickelt, die fester Fortbildungsbestandteil vieler Zahnärzte und Zahntechniker ist. Vom 6. bis 7. Januar 2017 erlebten mehr als 300 Teilnehmer den 6. Dental-Gipfel. Zwei Tage gefüllt mit nachhaltigen Vorträgen und tiefgehenden Workshops. „Unser Credo ist, insbesondere die Schnittstellen zwischen den Professionen mit Leben zu füllen und den Teilnehmern ein breit gefächertes Programm liefern zu können“, so Helge Vollbrecht (Geschäftsführer Dental Balance). In diesem Jahr begeisterten 19 Referenten mit fachspezifischen sowie fachübergreifenden Vorträgen. Als Moderatoren führte das Duo, Prof. Klaus-Peter Lange (Berlin) und Ztm. Carsten Müller (Leipzig), durch zwei intensive Tage.

Themenbestimmende Inhalte:

  • Prothetik und Zahntechnik,
  • Implantologie,
  • Funktion und die ganzheitliche Betrachtung des Körpers,
  • Betriebswirtschaft, Marketing, Abrechnung.
„Der Dental-Gipfel ist erwachsen geworden!"
ZTM Hans Joachim Lotz

Das zahntechnische Programm

Die Zahntechnik ist eine unentbehrliche „Komponente“ des Dental-Gipfels. In diesem Jahr stand z.B. ZT Oliver Brix auf der Bühne. Sein Vortrag: „Gepresst – geschichtet – gefräst. Wo stehen wir heute?“ Der Referent ist bekannt als Zahntechniker, der durch sein virtuoses Spiel mit Keramikmassen hochästhetische Restaurationen erstellt. Er erachtet im Frontzahngebiet die manuelle Schichttechnik als unverzichtbar. Im Seitenzahngebiet setzt er auf die Presstechnik. Auch die Frästechnik hat er zu schätzen gelernt, z. B. für Brückengerüste oder Langzeitprovisorien. In seinem Workshop sensibilisierte ZT Brix u.a. für das Farbverständnis, was beim Schichten, Pressen und Fräsen eine wichtige Grundlage sei. „Das Wichtigste sind Opazität und Helligkeitswert.“

„Wir dürfen uns von der Schichttechnik nicht völlig distanzieren!“

ZT Oliver Brix

Im Mittelpunkt des Vortrags von ZTM Hans-Joachim Lotz stand das Thema „Arbeiten auf Distanz“. Mit einer Mischung aus humoristischen Einlagen, fachlich fundierten Aussagen und lebendig erzählten Erfahrungsberichten war dieser Vortrag eine Hommage an eine Arbeitsphilosophie,

 die auf Kommunikation und Patientenkontakt basiert. „Die Arbeit auf Distanz ist immer ein Kompromiss“, so ZTM Lotz. Doch es gibt Wege, den Balanceakt zu bewältigen. Für die exakte Kommunikation der Zahnfarbe erachtet er das eLAB-Verfahren der Arbeitsgruppe Bio-Emulation als derzeit einzig gangbaren Weg. Mit intraoralen Fotos und Filtern wird die Zahnfarbe auf Basis physikalischer Werte bestimmt. „Farbe ist eine physikalische Größe, die man auf Promille genau messen kann“, so ZTM Lotz.

„Bei allen digitalen Technologie bleibt eine Sache immer analog: Der Patient!“

ZTM Hans-Joachim Lotz

Vollkeramik: „Die manuelle Verblendung ist die Schwachstelle im System. Die Chance liegt in monolithischen Versorgungen, die im ästhetischen Bereich verblendet werden.“

ZTM Vincent Fehmer

ZTM Vincent Fehmer betonte in seinem Vortrag u.a., dass monolithische Restaurationen stabiler seien, als verblendete. Die Chance liegt für ihn in monolithischen Versorgungen, die im ästhetischen Bereich mit einer Verblendung kombiniert werden. „Durch die Digitalisierung erreichen wir eine Maximierung der Arbeitskraft“, so ZTM Fehmer. Aber das zahntechnische Wissen bleibe unentbehrlich, z.B. bei der funktionellen Integration des Zahnersatzes. „Virtuelle Artikulatoren sind zwar heute Standard in aktuellen CAD-Systemen, allerdings basieren sie mehrheitlich auf Mittelwerten. Die gelenkbezogene Übertragung in den digitalen Workflow muss noch alltagstauglicher werden“.

 

Konstruktionselemente in der Implantatprothetik waren Themen von ZTM Andreas Kunz (Berlin). Mit guter Didaktik und faktischer Darstellung sprach er über Materialien und Konstruktionen. Zudem schilderte ZTM Kunz die Sinterverbundtechnik, die er in seinem Workshop praktisch präsentierte. Hierbei werden Zirkonoxid (Gerüst) und Lithiumdisilikat (Verblendung) dauerhaft und stoffschlüssig vereint. Als Fügemittel verwendet er DCMhotbond fusio (Dental Balance) und zeigte dessen Anwendung am praktischen Beispiel.

Eine interessante In-vitro-Studie zum Verschleiß von Doppelkronen stellte Dr. Christin Arnold (Universität Halle) in ihrem Vortrag dar. Fazit: Das Verschleißverhalten ist multifaktoriell und geprägt von der Materialzusammensetzung und der Konstruktion. CAD/CAM-gefertigte Doppelkronen mit Friktionsstift zeigten nach simulierter Alterung im Vergleich zu konventionellen Teleskopen signifikant höhere Retentionswerte.

Workshop: Glaslot – Fügen von Werkstoffen
ZTM Andreas Kunz

„Die elektronische Pfeilwinkelregistrierung mit IPR führt zu einer sicheren sowie reproduzierbaren physiologischen zentrischen Relation.“

ZTM Max Bosshart während seines Workshops

Von der wissenschaftlichen Seite beleuchtete Prof. Rainer Bader den Zusammenhang von orthopädischen und dentalen Erkrankungen. Er empfahl, bei unklaren und persistierenden muskuloskelettalen Beschwerden eine Funktionsdiagnostik vorzunehmen. In einem abschließenden Statement forderte er eine breitere wissenschaftliche Datenlage mit hoher Evidenz. Dr. Stephan Gutschow referierte darüber, wie sich Okklusion und Gesamtkörperstatik gegenseitig beeinflussen. Der Sportbiologe stellte fest, dass das Kiefergelenk in Funktion und Statik einen entscheidenden Einfluss auf die Gelenk- und Muskelstrukturen habe. Hierbei entscheide die Interkuspidation über die Kondylenlage. Es zähle nicht die dentale Mitte, sondern die knöcherne Mitte.

Bei dem Erlebnisvortrag am Freitag Abend zog Dr. Stephan Gutschow die Zuhörer in seinen Bann: Okklusion – Gesamtkörperstatik – Wohlbefinden.

„Interdisziplinär“ war das Stichwort von Dr. Karl-Ludwig Ackermann (Filderstadt), der sich als Fan des Dental-Gipfels „outete“. In seinem Vortrag plädierte er für die fachübergreifende Zusammenarbeit in der Implantatprothetik und für die enge Kooperation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker. Seine entscheidenden Erfolgskriterien: Team-Gedanke, Team-Approach, Team-Work. Der Referent mahnte, dass die Mundhöhle – ähnlich wie ein ökologisches System – einer Reihe von Umfeldbedingungen (dental, parodontologisch, prothetisch, funktional und parafunktional) unterliegt, die für eine perio-implantat-prothetische (P-I-P) Behandlung richtungsweisend sind. „Das interdisziplinäre Wissen entscheidet!“

 

Weiterer Themenblock des Dental-Gipfels war die Unternehmensführung, die ebenso erfolgsbestimmend ist, wie das fachliche Knowhow. ZTM Alfred Schiller plädierte für eine Kooperation unter Kollegen. Mit interessanten statistischen Zahlen zum Prothetikumsatz in Deutschland machte er darauf aufmerksam, dass neben dem gewerblichen Labor, dem Praxislabor und dem Auslandszahnersatz die Industrieproduktion einen steigenden Anteil hat. In diesem Zusammenhang stellte er die „Dentaltheke“ vor. Dieses Netzwerk von zahntechnischen Laboren ähnelt einem Marktplatz, auf dem diverse Leistungen angeboten werden können. Randnotiz: Leider ist das Netzwerk nur Innungslaboren vorbehalten.

Funktion, Implantologie und Betriebswirtschaft

Gleich mehrere Referenten sprachen über die Stützstiftregistrierung (Pfeilwinkelregistrat). Als Hauptargument wurde die hohe Sicherheit bei prothetischen Restaurationen herausgestellt. Das Stützstiftregistrat ermöglicht die kontrollierte Bestimmung der zentrischen Relation. Als Vorteile des IPR-Systems (Dental Balance) wurden genannt: Echtzeit-Aufzeichnung am Monitor, die feine Auflösung und die Kontrolle des individuellen Kaudrucks. Beim IPR-System wird die Stützstift-Aufzeichnung elektronisch vorgenommen. Computergestützt und kraftkontrollierend (Biofeedback) erfolgt die Darstellung als Monitor füllendes Registrat. Das starke Interesse der Kongressteilnehmer an diesem Thema zeigte den Bedarf nach validen und praxisgerechten Methoden zur Bestimmung der korrekten Kieferrelationen.

„Der Zahnarzt ist der Dirigent und definiert die Schnittstellen."
Dr. Karl-Ludwig Ackermann

Die Referenten des 6. Dental-Gipfels schafften es, viele Themen aus dem Praxis- und Laboralltag abzudecken und den Teilnehmern nachhaltige Tipps für den Arbeitsalltag auf den Weg zu geben. In einem Artikel ist es leider nicht möglich, alle Vorträge und die vielen unterhaltsamen „Randnotizen“ wiederzugeben. Hier entschädigt ein Detail: Zum 7. Dental-Gipfel lädt Dental Balance Anfang Januar 2018 wieder nach Warnemünde (12. bis 14. Januar 2018).

ZTM Lotz ist „Ziehvater“ des Dental-Gipfels, der die Idee dieses Kongresses mitgeboren und auf den Weg gebracht hat:

„Eine Besonderheit dieses Kongresses ist, dass man über die Jahre hinweg Freundschaften geschlossen hat. Viele Teilnehmer sind bereits mehrfach da gewesen. Man trifft sich unter Kollegen, tauscht sich aus, hat Spaß miteinander und lernt voneinander. Ich genieße das sehr! Es ist wie eine Familie, die sich zum Jahresstart in Warnemünde trifft. Das macht den Dental-Gipfel wirklich einmalig.“

Text und Bilder: Annett Kieschnick