Vollkeramik: Was ist wirklich dran?

Ein Interview über Vollkeramik im Dentallabor mit ZTM Jan Langner (Erstveröffentlichung dental diaglogue, 3/2020). Das komplette Interview mit Arbeitsbeispielen von Jan Langner steht zum Download bereit.

Zahntechnik ist echt kompliziert – zwischen den Extrempositionen „Wir machen alles nur monolithisch.“ und „Wir setzen auf hohe Ästhetik und damit vollends auf manuelle Zahntechnik.“ scheint es in öffentlichen Diskussionen derzeit wenig Raum zu geben. Aber ist das so? Schließt das eine das andere wirklich aus?

Herr Langner, Sind Sie nach 40 Berufsjahren noch immer Zahntechniker mit „Leib und Seele“ und wenn ja, warum?

Jan Langner: *lacht*…Die Jahre mag ich überhaupt nicht zählen; sie gingen viel zu schnell vorbei. Ich bin sehr dankbar, einen so innovativen und abwechslungsreichen Beruf erlernt zu haben, der mich nach wie vor noch immer in seinem Bann hält. Der Beruf „Zahntechniker“ bringt so viele Facetten mit sich, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Für mich ist die Berufswahl wirklich ein „Glücksfall“ gewesen, denn die stetig anfallenden verschiedenen Anforderungen und die Suche nach Lösungswegen kommen meinem Naturell entgegen. Ich hinterfrage Dinge immer gern, um die für mich richtigen Antworten zu finden und dies hat mich in meiner beruflichen Laufbahn immer weitergebracht.

Vollkeramik: Monolithisch hergestellte Kronen!
Finalisierung erfolgte mit CeraMotion One Touch (Dentaurum) – eine 2D- und 3D-Pastenkeramik.

Vollkeramik – Viele Zahntechniker hängen an der „guten alten Schichttechnik“. Was raten Sie: lernen loszulassen oder die handwerkliche Arbeit als Gegentrend zu leben?

Jan Langner: Das ist für mich keine Frage, denn das Schichten von Keramik ist und bleibt fester Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Es gibt nach wie vor viele Patienten und es wird sie immer geben, die großen Wert auf ihr Aussehen legen und dazu gehören der Mund, das Lachen und die Zähne. Die Kopie eines natürlichen Zahnes ist und bleibt eine schwierige und spannende Aufgabe für uns Zahntechniker.

Glauben Sie, dass das Zahntechniker-Handwerk trotz zunehmend maschineller Fertigung erhalten bleiben wird? Oder bewegen wir uns komplett weg vom Handwerk?

Jan Langner: Wenn wir glauben, Maschinen könnten die Individualität eines Menschen ersetzen, dann irren wir uns. Sie sind Gehilfen unserer täglichen Arbeit und nicht mehr. Wir sind und bleiben der Kopf unserer Tätigkeit und der ist nicht zu ersetzen. Zahntechnik ist nicht nur Handwerk, Zahntechnik ist Wissen sowie Können und Zahntechnik lebt.

Würden Sie als einer der erfahrensten Keramiker Deutschlands sagen, dass mit der monolithischen Fertigung (Vollkeramik) hochästhetische Ergebnisse möglich sind?

Jan Langner: Zweifellos ist es möglich, mit monolithischen keramischen Materialien sehr gute Ergebnisse zu erzielen; zu entscheiden ist dies immer von Fall zu Fall. Die uns heute zur Verfügung stehenden Finalisierungspasten machen es relativ einfach, gute ästhetische Ergebnisse zu erzielen. Aber auch hier lernen wir jeden Tag dazu. Wichtig ist es, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Allein schon die Oberflächengestaltung erfordert bei der Temperaturwahl ein schlüssiges Konzept. Bei der Finalisierung mittels dieser Pasten geht es hauptsächlich um die Kolorierung der inzisalen Anteile der Krone. Die Grundfarbe kann, aber muss nicht mit einbezogen werden. Diese Entscheidung obliegt letztlich der Farbauswahl bzw. dem Helligkeitswert des zu kopierenden Zahnes. Letztlich ist das ästhetische Ergebnis bei einer monolithischen Restauration ein schwieriges Unterfangen, das der zahntechnischen Kompetenz bedarf. Gerade bei der Farbauswahl spielen viele Faktoren eine Rolle, z. B. die Stumpffarbe, der Platzbedarf, das Befestigungsmaterial, der Helligkeitswert etc.