Sauberes Gold im Dentallabor

Sauberes Gold in der Zahnmedizin

Goldlegierungen gelten nach wie vor als ein bewährtes Material für Zahnersatz. Viele Methoden des konventionellen Goldabbaus sind allerdings alles andere als edel. Um als Dentallabor oder Zahnarztpraxis ethisch unbedenklich zu handeln, ist es notwendig, die Herkunft der Goldlegierung zu hinterfragen. In einer aktuellen Publikation (Kieschnick A., Sauberes Gold für das Dentallabor, Quintessenz Zahntechnik 2018;44(9):1230-1238) greife ich die Thematik umfassend auf. Hier ein Auszug aus dem Artikel.

Gold ist für die Ewigkeit. In der Zahnmedizin werden Goldlegierungen seit Jahrzehnten angewandt. Aber woher kommt eigentlich das Rohmaterial? Der konventionelle Goldbergbau gilt als eine der schmutzigsten Industrien der Welt. Doch es gibt Alternativen und es gilt, die verschiedenen Bezugsquellen für den Rohstoff zu differenzieren. Gutes Gold. Schlechtes Gold. Der Verbraucher sollte sich mit der Herkunft der Goldlegierung auseinandersetzen.

Verantwortung: Herkunft von Gold

Die Vorteile von Goldlegierungen bei prothetischen Restaurationen sind bekannt. Legierungen mit hohem Goldanteil punkten mit langer Haltbarkeit, Beständigkeit und einer guten Verträglichkeit. Nun ist der Anteil an Zahngold innerhalb der Goldproduktion bzw. Goldreserven relativ gering. Trotzdem sollte sich jeder seiner Verantwortung bewusst sein und die Quellen des Rohmaterials hinterfragen. Die Goldproduktion ist ein großer, mächtiger und oft schmutziger Industriezweig. Ein Blick hinter die Kulisse lohnt sich, denn es gibt gravierende Unterschiede bei der Herkunft von Gold.

Der Rohstoff Gold kann aus verschiedenen Quellen stammen, z. B. konventioneller Goldabbau unter Zuhilfenahme chemischer Substanzen, sogenanntes „Green-Gold“ bzw. faires Gold (fair gehandelt, aus kontrollierter Herkunft) und Sekundärgold (Recycling-Gold, z. B. aus Goldscheideanstalten). Der sauberste Weg zum Gold ist das Recycling, also das Wiederverwerten von Gold, das bereits im Wirtschaftskreislauf ist. Urban Mining (wörtlich: städtischer Berg- bzw. Abbau) anstelle Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzung.

Goldabbau
Kalgoorlie, die größte australische Goldmine (Bild: AarreRinne, iStock)

Goldabbau: Hoher Preis

Die Fakten sind erschreckend. Durch den konventionellen Abbau in Goldminen verlieren Tausende Menschen ihr Land, Grundwasser wird verseucht und giftiger Abfall ins Meer gekippt. In den größten Goldminen der Welt werden pro Tag bis zu 240.000 Tonnen an Gestein verarbeitet, wobei große Mengen von halbflüssigem Giftschlamm und hochgiftigem Zyanid zurückbleiben. Ein hoher Preis für den Rohstoff Gold!

Zahlen und Fakten: Download komplette Publikation

Umweltverschmutzung rund um eine Goldmine in Südafrika. (Bild: Henrique NDR Martins, iStock)

Kinder und Jugendliche arbeiten in einer Goldmine bei der Stadt Koupéla in Burkina Faso (Bild: Gilles Paires, iStock)

Gold: Licht & Schatten

Gold steht für Luxus. Seit Jahrhunderten befindet sich die Menschheit im Goldrausch. Heute ist Gold weltweit wichtiger Bestandteil staatlicher Währungsreserven. Die Goldreserven liegen im Verantwortungsbereich der Noten- oder Zentralbanken und entsprechen im Fall der Deutschen Bundesbank rund 70 Prozent der gesamten Währungsreserven. Auch in vielen deutschen Privathaushalten befinden sich große Mengen an Gold (Schmuck, Wertanlagen etc.). Im Durchschnitt besitzt eine Person in Süddeutschland Goldschmuck im Wert von zirka 1.800 EUR. Und wo Licht ist, gibt es Schatten. Die dunkle Seite des Goldrausches sind – zusätzlich zur enormen Umweltbelastung – vielerorts Menschenrechtsverletzungen beim Abbau des Rohstoffes. Umsiedlungen, Kinderarbeit, gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen…

Zahlen und Fakten: Download komplette Publikation

Golden Rules

Um als Dentallabor oder Zahnarztpraxis ethisch unbedenklich zu handeln, ist es notwendig, die Herkunft der Goldlegierung zu hinterfragen. Idealerweise sollte auf Anbieter zurückgegriffen werden, die umweltbewusste Förderung sowie den fairen Handel nachweisen oder sogar über den nachhaltigsten Weg zu Gold gelangen: Recycling. Doch wie erkennt man, woher seine Goldlegierung bzw. das Rohmaterial hierfür stammt? Es existieren einige wichtige Zertifikate, die Verbraucher für einen verantwortungsvollen Einkauf kennen sollten.

Um einen ökologisch und sozial verträglichen Weg zu beschreiten, wurden weltweit branchenübergreifend Institutionen gegründet. Beispiele: Die unabhängige Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) steht für fairen Handel. Der Responsible Jewellery Council (RJC) ist ein internationaler Zusammenschluss von Unternehmen aus der Gold- und Juwelierwarenbranche, von der Mine bis zum Handel. Der Good-Delivery-Status der London Bullion Market Association (LBMA) koordiniert den Handel am Londoner Edelmetallmarkt und setzt weltweit anerkannte Standards für den Handel von Gold. Raffinerien, die ihr Feingold hier handeln, müssen die Responsible Gold Guidance (RGG) umsetzen, die wiederum auf OECD-Richtlinien basieren.

Gold aus Urban Mining

Eine der hervorragenden Eigenschaften von Gold ist die Unzerstörbarkeit. Es kann unbegrenzt wiederverwertet werden, ohne an Wert zu verlieren. Aus Schmuck, Zahnersatz oder goldhaltigen Industrieabfällen lässt sich das Metall zurückgewinnen. Dies geschieht in geschlossenen Kreisläufen; die Umwelt wird kaum belastet. Spezielle Goldscheideanstalten (z. B. C. Hafner) bereiten das Gold auf, entweder als reines Feingold oder als spezielle Legierungen. Somit werden vorhandene Goldbestände verwertet, ohne dass Lebensgrundlagen gefährdet oder Menschenrechte verletzt werden. Altgold wird in den Wertstoffkreis zurückgebracht und (nicht geförderte) Ressourcen werden geschont.

Autor: Annett Kieschnick

(vollständiger Artikel erschienen in Quintessenz Zahntechnik, Quintessenz Verlag September 2018)